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Architektur

Traditionsbewusst in die Zukunft

Eine denkmalgeschützte Jugendstil-Villa in der bayerischen Alpenstadt Bad Reichenhall wurde einer umfassenden Verjüngungskur unterzogen. Berschneider und Berschneider Architekten, aus Pilsach bei Neumarkt in der Oberpfalz, schafften es durch Kernsanierung und Neugestaltung der gesamten Eingangs- und Innenbereiche, aus einer einfachen Kurpension ein elegantes Boutiquehotel hervorzubringen. Ein Generationenwechsel in der Hoteliersfamilie war Anlass für die Modernisierung. Ziel war ein zeitgemäßes Erscheinungsbild, das den klassischen Gründerzeit-Charme bewahrt und die Geschichte der Villa würdigt.

Die Jugendstilvilla mit Eck-Erkertürmchen, aufwendigen Putzstrukturen mit Gesimsen und Bossenprofile, Schweifgiebel-Risalit, Mansarddach und geschmiedeten Jugendstilbalkone wurde im Jahr 1898, durch Schieferdeckermeister Fritz Ackermann, in historisierender Formensprache als Beherbergungsbetrieb erbaut. Größter Eingriff in die Bausubstanz war die Änderungen der Zimmergrößen zum Innenhof: Aus den vorhandenen acht Einzelzimmern sollten sechs Doppelzimmer entstehen. Dies war notwendig, um die Wirtschaftlichkeit des Familienbetriebes aufrechtzuerhalten. Die restlichen acht Doppelzimmer konnten durch die großzügigen Grundrisse erhalten bleiben.

Der Windfang vor dem Hauptzugang aus den 70er-Jahren wurde demontiert und durch ein filigranes Stahl-Glas-Element ersetzt. Im Zuge der Sanierung wurden der moderne Glattputz im Innenbereich des Windfangs abgetragen und der darunter befindliche, bauzeitliche Putz freigelegt und mit Faschen, Lisenen und Gesimsen ergänzt.

Der Brückenschlag zwischen Jugendstil und Moderne gelingt durch bewusste Kontraste. Im Eingangsbereich begrüßt das originale, reich verzierte Treppenhaus die Gäste, die neue Empfangstheke aus Messing holt zurück in die Gegenwart. In den Fluren blieben die Einbauschränke und Hotelzimmertüren aus der Gründerzeit erhalten, raffinierte Beleuchtung setzt die Einbauten in Szene.

 

 

Nach Vorgabe des Denkmalamtes wurden für das gesamte Hotel neue Holzfenster mit original Holzwetterschenkeln und zweiter konstruktiver Abdichtungsebene maßgefertigt. Die Fenster tragen maßgeblich zur wertigen Optik der Villa bei. Eine große Herausforderung war im Bestand die aktuellen Brandschutzmaßnahmen herzustellen.

In den 14 Doppelzimmern dominieren natürliche Textilien wie Baumwolle, Samt und Seide in Mittelblau, Steingrau und Weiß. Sparsam eingesetzt kontrastieren gebürstete Oberflächen die Stoffe. Im luftigen Frühstücksbereich schaffen Fischgrätparkett, restauriertes Original-Mobiliar, Wandvertäfelungen und Segmentbögen klassisches Ambiente, der Kaminstube im Anbau verleiht eine rustikale Altholzvertäfelung Gemütlichkeit. Ein Panorama-Sitzfenster zieht die Blicke in Richtung der bayrischen Voralpen.

Der historische Kirchenmalerbefund wurde in das Farbkonzept der Villa integriert und umgesetzt.
Verwendet wurden umweltfreundliche, diffusionsoffene Silikatfarben. Erwähnenswert ist die Verwendung von Le Corbusier’s Farbsystem. Gewählt wurden Farbtöne aus einer Farbklaviatur des Jahres 1931.
Anhand derer wurden die Farben eigens angemischt. Diese wurden nach alter Technik mit einem Pinsel mittels Bürstenstrich aufgebracht.

Architekt Johannes Berschneider (BDA) hat 2018 den bayerischen Architekturpreis gewonnen.
Ein Dank auch an Berschneider Geschäftsführer Christian Rein für die hervorragende Zusammenarbeit beim Planen und Umsetzten.